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Es gibt wenige Dinge im E-Mail-Verkehr, die mich so nerven wie Ausrufezeichen. Kein anderes Zeichen vermag bei mir so viele Emotionen und Missfallen zu erzeugen. Was steckt hinter der inflationären Nutzung dieses Satzzeichens, das mich regelmässig zum Stirnrunzeln bringt und damit zur unausweichlichen Botox-Behandlung führt?


Beginnen wir beim Betreff. Ein Ausrufezeichen dort signalisiert Dringlichkeit, Wichtigkeit, oder zumindest möchte der Absender das suggerieren. Doch statt dieses gewünschten Effekts bewirkt es bei mir das Gegenteil: Ich bin dann emotional sehr nah am Mittelfinger gebaut. Glaubt jemand ernsthaft, dass ein Ausrufezeichen die Lesebegeisterung steigert?


Ausrufezeichen schreien an und fordern Aufmerksamkeit auf eine Art und Weise, die sich übergriffig anfühlt. Eine E-Mail mit einem Meer von Ausrufezeichen verleitet mich nicht dazu, schneller zu lesen oder rascher zu reagieren. Stattdessen sitze ich vor dem Laptop wie I-Aah, der graue Freund von Pu dem Bären. Als hinge eine Regenwolke über meinem Kopf. Seien wir ehrlich: Keiner von uns lässt sich gern hetzen – schon gar nicht von einem Satzzeichen.


Dabei hat das Ausrufezeichen durchaus seine Daseinsberechtigung, seine Momente, in denen es glänzen kann. Doch wie bei so vielem im Leben kommt es auf das Mass an. Ein gut platziertes Ausrufezeichen kann tatsächlich Emotionen transportieren, Begeisterung ausdrücken, Freude teilen. Aber ein Übermass wirkt schnell wie ein rhetorischer Hammer, der mehr Krach als Eindruck hinterlässt.


Vielleicht sollte ich Ausrufezeichen einfach als das betrachten, was sie oft sind: ein überambitionierter Versuch, unserer digitalen Kommunikation etwas Pep zu verleihen. Das nächste Mal, wenn ein wildes Ausrufezeichen aus dem Bildschirm zu springen droht, erinnere ich mich daran, dass am Ende des Tages nicht das Ausrufezeichen zählt, sondern die Botschaft, die es zu überbringen versucht. Versprochen!!!


 

Kolumne vom 4. März 2024 im General Anzeiger Brugg sowie in der Rundschau Süd und Nord. Die Kolumne findest du auf der Seite 9. 👉 https://ihre-region-online.ch/general-anzeiger/#general-anzeiger-test/8/



Kolumne General Anzeiger Brugg vom 4. März
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